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Nachgefragt: Heute bei Helmut Brunner, Wolfgang Vogel und Konrad Weiterer zu Wertschätzung und Wertschöpfung in der Landwirtschaft

Der Bayerische Staatsminister Helmut Brunner, der Präsident des Sächsischen Bauernverbands Wolfgang Vogel und Konrad Weiterer, Agrarhändler aus Niedersachsen antworten kurz vor der Getreidetagung am 6. Juli in Weihenstephan auf Fragen zum Thema Wertschätzung und Wertschöpfung in der Getreidekette. Die Getreidetagung ist eine seit Jahren etablierte Diskussionsplattform, zu der der Verband Deutscher Mühlen zusammen mit dem Bayerischen Müllerbund und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft einlädt. Kurzfristige Anmeldungen zur Veranstaltung sind noch möglich.

Verband Deutscher Mühlen: Können politische Eingriffe tatsächlich die Position der Erzeuger in der Wertschöpfungskette stärken oder gibt es andere Lösungen?

Helmut Brunner: Heute wird immer stärker erkannt, dass man nicht länger in einzelnen Marktstufen – sozusagen jeder für sich – denken kann, wenn man wirklich erfolgreich sein möchte. Herausragende Leistungen sind nur möglich, wo die gesamte Produktionskette ausgehend von einer starken Basis aufeinander aufbaut und Bestes aus Gutem herstellt. Im Rahmen meiner Politik stärken wir die Position der Erzeuger in der Wertschöpfungskette durch verschiedene Ansätze. Beispielsweise bringen wir mit unserem Cluster Ernährung seit 2006 sehr erfolgreich die Akteure der Wertschöpfungskette zusammen und schaffen hierdurch Mehrwert für die Beteiligten, so z. B. im Rahmen des DON-Vorerntemonitorings. Durch unser Sortenversuchswesen geben wir den Erzeugern zudem wichtige Entscheidungsgrundlagen an die Hand, die zu einer Stärkung der Position beitragen.

Wolfgang Vogel: Die Politik kann die Position der Erzeuger in der Wertschöpfungskette nicht beeinflussen. Was sie kann, ist die Schaffung von Rahmenbedingungen im Rahmen des Marktstrukturgesetzes. Der einzige vernünftige Weg, die Position der Erzeuger zu stärken, ist die Bündelung der Erzeuger selbst und aus dieser Bündelung heraus den Vertragsanbau mit den Verarbeitern für beide Seiten transparent zu gestalten.

Konrad Weiterer: Der Markt funktioniert am besten, wenn er sich auf Basis von Angebot und Nachfrage selbst regulieren kann. Politische Eingriffe bergen immer die Gefahr handels- und wettbewerbsverzerrend zu wirken und den Markt zu destabilisieren. Wir setzen daher auf einen sachlichen Dialog innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette, der auf Augenhöhe geführt wird. Letztendlich ist es das Zusammenwirken von Landwirtschaft, Handel und Verarbeitern, mit dem die gesamte Branche gleichermaßen dafür sorgt, die Ernährung der Menschen in Deutschland, Europa und der Welt zu sichern.

Verband Deutscher Mühlen: Welche Auswirkungen wird die Dünge-Verordnung auf den Qualitätsweizenanbau in Deutschland haben?

Helmut Brunner: Die neuen Sollwerte im Entwurf der DüV liegen geringfügig unter den bisher in Bayern empfohlenen Werten. Wir gehen davon aus, dass unter unseren Bedingungen der Qualitätsweizenanbau mit den entsprechenden Qualitäten weiterhin möglich sein wird. Für besondere Witterungsbedingungen, bei denen überdurchschnittliche Erträge erwartet werden, lässt die Düngeverordnung noch Zuschläge zu, die aber dann zu begründen sind. Eventuell muss bei der Verteilung der Stickstoffgaben eine Betonung der letzten Gabe erfolgen, die neuen Sollwerte werden gerade bei uns in Versuchen überprüft.

Wolfgang Vogel: Nach derzeitigem Kenntnisstand wird in der Einhaltung guter fachlicher Praxis nach wie vor die Möglichkeit bestehen, in Deutschland Qualitätsweizen anzubauen. Wir müssen uns verstärkt auf stickstoffbindende Fruchtfolgeglieder wie Leguminosen orientieren.

Konrad Weiterer: Die Erfahrungen aus Dänemark zeigen, dass es zukünftig schwerer werden dürfte, bei der deutschen Weizenproduktion den Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. Darüber hinaus werden die neuen Vorgaben der Düngeverordnung zu Lasten des Ertrages gehen. Dabei werden die tatsächlichen Auswirkungen regional sehr unterschiedlich ausfallen und sind derzeit noch nicht vollständig abschätzbar. Klar ist, dass jeder Landwirt seine etablierten Düngestrategien überdenken muss. Der Agrarhandel steht hierbei der Landwirtschaft gern beratend zur Seite.

Verband Deutscher Mühlen: Die konventionelle Landwirtschaft wird in Teilen der Öffentlichkeit sehr kritisch diskutiert, was ist Ihre Kommunikationsstrategie?

Helmut Brunner: Klar ist: Der authentische Botschafter für die Landwirtschaft sind die Bäuerinnen und Bauern selbst. Kommunikation muss wieder zur Chefsache werden, unabhängig davon, welche Ausrichtung der landwirtschaftliche Betrieb hat. Unsere Landwirte sind gut ausgebildet und wirtschaften in hoher Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt. Wir unterstützen sie dabei durch angewandte Forschung mit schnellem Wissenstransfer in die Praxis, eine fundierte Aus- und Fortbildung, kompetente Beratung zusammen mit unseren Verbundpartnern und durch zielgerichtete Förderprogramme nach dem Prinzip „Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht“.

Dass wir mit dieser Strategie erfolgreich sind, zeigt beispielsweise das KULAP an dem die Hälfte aller Betriebe teilnehmen. Bei den gleichwohl noch bestehenden Herausforderungen, wie z.B. im Bereich Tierwohl oder beim Schutz der natürlichen Ressourcen setzen wir uns für eine sachliche Diskussion auf wissenschaftlicher Grundlage und ausreichende Übergangszeiten bei notwendigen Rechtsanpassungen ein, die unsere Landwirte nicht überfordern. Ansatzpunkte, das Verständnis zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft wieder zu verbessern gibt es viele, aus meinem Haus z. B. die Initiative „Erlebnis Bauernhof“, das Bildungsprogramm „Landwirtschaft und Gesellschaft im Dialog“.

Wolfgang Vogel: Die konventionelle Landwirtschaft wird auf nahezu 90 Prozent aller Flächen in Deutschland praktiziert. Sie steht für Nachhaltigkeit Ökologie und Ökonomie. Eine Differenzierung in ökologischen, biologischen und konventionellen Landbau dient niemandem. Es trägt nur dazu bei, die Nischenfunktion des ökologischen Landbaus zu verschlechtern.

Konrad Weiterer: Wir agieren hier nach dem Motto „tue Gutes und rede darüber“. Das moderne Agribusiness sorgt dafür, dass tagtäglich gesunde Lebensmittel auf den Tisch kommen. Dafür unternehmen alle Stufen der Wertschöpfungskette vielfältige Anstrengungen im Qualitätsmanagement. Diese Leistungen der Branche gilt es, der Öffentlichkeit wieder näher zu bringen. Ein wichtiges Medium dafür sind die modernen Medien, da die Presse leider dazu tendiert, ihre Berichterstattung auf negative Schlagzeilen und vermeintliche Skandale zu beschränken. Wir müssen noch stärker auf die unterschiedlichen Akteure zugehen, die das öffentliche Meinungsbild über die Branche beeinflussen. Nur so erreichen wir, dass wieder mit der Branche und nicht nur über sie gesprochen wird. Es gilt aber auch im eigenen privaten Umfeld aufzuklären und für die Branche Werbung zu machen.

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